israelische Kunst

israelische Kunst
israelische Kunst,
 
die Kunst im 1948 gegründeten Staat Israel. Die Kunstentwicklung in Israel ist geprägt durch eine Vielfalt an kulturellen Traditionen, die Einwanderer aus der ganzen Welt mitbrachten, wobei die altjüdischen Tradition einen besonderen Platz einnimmt (jüdische Kunst).
 
Die Architektur wurde v. a. durch europäische Architekten bestimmt, die bereits Jahrzehnte vor der Staatsgründung für die jüdischen Einwanderer tätig waren. Eine rege Bautätigkeit, die orientalisch-jüdischen Traditionen aufzunehmen suchte, setzte nach 1917 ein (Technikum in Haifa, 1914-24, von Alexander Baerwald, * 1877, ✝ 1930). In den 1920er- und 30er-Jahren wurde der internationale Stil eingeführt. Bis heute wird die moderne Architektur von den Strömungen der 1930er-Jahre geprägt, als nebeneinander Bauhausschüler, unter dem Einfluss von Le Corbusier stehende Architekten (u. a. Zeev Rechter, * 1899, ✝ 1960) sowie E. Mendelsohn wirkten. Zu den führenden Architekten gehörte Arieh Sharon (* 1902, ✝ 1984), der seit 1948 das zentrale Landesplanungsbüro leitete und im Krankenhaus- und Wohnungsbau hervortrat; Partner u. a. Eldar Sharon (* 1933). Unter den Bauwerken sind hervorzuheben: von Dov Karmi (* 1905, ✝ 1962) der Frederic-Mann-Konzertsaal in Tel Aviv (1953-57) und das Gebäude der Hebräischen Universität in Jerusalem (1956-62; mit Ram Karmi, * 1931), von Heinz Rau (* 1896, ✝ 1965) und David Reznik (* 1923) die Synagoge dieser Universität (1957), von Reznik u. a. das Haus des Soldaten und die Kennedy-Gedenkstätte (1966) in Jerusalem, von Arieh Elhanani (* 1898) die Holocaust-Gedenkstätte (Ohel Izkor) der Yad Vashem Institution in Jerusalem (1957), von Alfred Mansfeld (* 1912) und Dora Gad das Israel-Museum in Jerusalem (1959-65; um den Schrein des Buches erweitert von F. Kiesler), von Isaac Yashar (* 1924) und Dan Eytan (* 1931) das Tel-Aviv-Museum (1971), von Zvi Hecker, der in Deutschland mit seiner expressiven Gestaltung der jüdischen Heinz-Galinski-Schule in Berlin (1991-96, ) und dem Jüdischen Gemeindezentrum in Duisburg (1999) hervortrat, das Palmach-Museum in Tel Aviv (1999). Bekannt wurden u. a. auch Dan (* 1934) und Ilana Alrod (* 1936).
 
In der bildenden Kunst begannen sich ebenfalls schon in den Jahrzehnten vor der Staatsgründung wesentlicher Elemente und Grundlagen herauszubilden. Auch hier bestimmten eingewanderte europäische Künstler die Entwicklung entscheidend mit. Eine dem Bauhaus verpflichtete Konzeption verfolgte z. B. die seit 1940 von dem ehemaligen Bauhaus-Schüler Mordechai Ardon geleitete Bezalel-Kunstschule. Auf der Suche nach einer eigenständigen jüdisch geprägten Kunst wurden neben alttestamentarischen und mythischen Themen in zum Teil archaisierenden Formen Stilelemente der Moderne aufgegriffen (u. a. Aharon Kahane, * 1905, ✝ 1967). Daneben gab es eine stark expressive realistische Richtung mit sozialkritischer Tendenz, die sich besonders des Holzschnitts bediente (u. a. Moshe Gat, * 1935; die Gruppe um Gershon Knispel, * 1932). Die israelische Kunst der Gegenwart spiegelt sehr deutlich die Spannung zwischen einer Orientierung an den westlichen Avantgarden und der Rücksicht auf die besonderen Eigenheiten der israelischen Nation wider. So greifen die Künstler immer wieder Themen oder Bildformen auf, die auf die Lage des Landes zwischen Okzident und Orient verweisen; ebenso findet man eine deutliche Besinnung auf die Geschichte des Volkes, die sich nicht nur in den Motiven, sondern auch in den Materialien findet. Die Nachkriegsgeneration, darunter die Bildhauer D. Karavan mit seiner »Mauer« in der Knesset oder der »Straße der Menschenrechte« (1993) in Nürnberg ), Igael Tumarkin (* 1933) mit seinem monumentalen »Beobachtungsposten« in Arad und Nahum Tevet (* 1946) setzen sich mit den Themen Judenvernichtung und Faschismus sowie Zionismus und dem Aufbau Israels auseinander. Die Einbindung der israelischen in die westliche Malerei, die bereits Anliegen der »lyrischen Abstrakten«, v. a. von Yosef Zaritsky (* 1891, ✝ 1985) und M. Janco gewesen war, wurde seit Mitte der 70er-Jahre wieder verstärkt gesucht, häufig als Beitrag zum internationalen Kunstgeschehen unter Einbeziehung der eigenen Herkunft und Geschichte. Die Maler und Plastiker Nurit David (* 1952), Daniel Sack (* 1961), Yael-Shahar Sarid (* 1968) und Asad Azi (* 1955) lassen in ihre Arbeiten Assoziationen an israelischer Vergangenheit und Gegenwart einfließen. Besonders Micha Ullman(* 1939), dessen unterirdische »Bibliothek« auf dem Bebelplatz in Berlin (1995) an die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten 1933 erinnert, bearbeitet in seinen Rauminstallationen Themen, die das den Juden zugefügte Leid betreffen. Daneben gibt es auch Positionen, deren Fragestellungen sich auf Phänomene der modernen Kommunikationsgesellschaft beziehen; so untersucht und spielt Buky Schwartz (* 1932) in seinen Videoinstallationen mit Wahrnehmung von zwei und drei Dimensionen sowie Zeit. Ido Bar-El (* 1959), Gideon Gechtmann (* 1942), Tamar Getter (* 1953), Motti Mizrachi (* 1946), Sigal Primor (* 1961), David Shvili (* 1953), Ibrahim Nubani (* 1961), Pesach Slabosky (* 1947) und auch Moshe Ninio (* 1953) beschäftigen sich in ihren meist multimedialen Arbeiten nicht zuletzt mit der Problematik einer sich selbst überholenden Avantgarde und schließen sich auf diese Weise dem postmodernen Diskurs an, der in der westlichen Kunstszene geführt wird.
 
 
 H. Gamzu: Painting and sculpture in Israel (Tel Aviv 1958);
 A. Sharon: Architecture in Israel (Tel Aviv 1967);
 A. Sharon: Kibbutz + Bauhaus. An architect's way in a new land (Stuttgart 1976);
 Artists of Israel 1920-80 (New York 1981);
 Plakate aus Israel, Ausst.-Kat. (1985);
 Kunst in Israel 1906-85, Ausst.-Kat. (Antalya 1985);
 Z. Vilnay: Israel. Kunst- u. Reiseführer mit Landeskunde (21987);
 
Einblicke - Ausblicke. Junge Kunst aus Israel, Malerei u. Plastik, bearb. v. A. Dzialowski u. a., Ausst.-Kat. (1992);
 
MAKOM. Zeitgenöss. Kunst aus Israel, bearb. v. E. Lachnit u. a., Ausst.-Kat. (Wien 1993);
 
Social utopias of the twenties. Bauhaus, Kibbutz and the dream of the new man, hg. v. J. Fiedler (Wuppertal 1995).

Universal-Lexikon. 2012.

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